Theater mal politisch

Abiturient:innen besuchen das Schauspiel Stuttgart

Auf dem Lehrplan der Abiturient:innen Baden-Württembergs stehen Klassiker wie Goethes Faust und Hermann Hesses Steppenwolf. Diese Texte werden oft auf den deutschen Bühnen aufgeführt – und knüpfen nicht immer an die drängenden Fragen unserer Zeit an. Umso erfreulicher ist es daher, dass sich das Schauspiel Stuttgart des Klimawandels angenommen hat und eine Theaterfassung von Andres Veiels und Jutta Dobersteins „Ökozid“ auf die große Bühne des Schauspielhauses gebracht hat. Neugierig auf diese Umsetzung machten sich an die 40 Abiturient:innen des Alfred-Amann-Gymnasiums am 19.10.2021 auf den Weg ins Theater am Schlosspark, um sich selbst ein Bild von der Verknüpfung des allgegenwärtigen Klimawandels mit kulturellem Erlebnis zu machen.
Dieser „Modellversuch“, wie das Theaterstück bezeichnet wird, simuliert eine Gerichtsverhandlung im Jahre 2034, in der mehrere Länder des globalen Südens die Bundesrepublik Deutschland anklagen, wider besseren Wissens zu wenig für den Klimaschutz getan zu haben. Wer eine trockene Gerichtsverhandlung erwartete, wurde eines Besseren belehrt. Die Beweise und Zeugenaussagen wurden mal im Schnellsprechtempo, mal als Gospel oder als Befragung mit Simultandolmetscher vorgetragen. Hinzu kamen eindrucksvolle Bilder und technische Tricks, wenn auf die Seitenwände des Saals ein Mosaik aus Aufnahmen von Klimademos projiziert oder die Bühne mit einem Meer aus Plastikflaschen geflutet wurde. Zu Beginn der Aufführung stand ein Vortrag und Appell zum schnellen Handeln, den Yvonne Aki-Sawyerr, die Bürgermeisterin von Freetown (Sierra Leone) verlas. Eindrucksvoll und eindringlich unterstrich die Politikerin, wie der Klimawandel schon jetzt in ihrer Heimat zu spüren ist und warum jetzt reagiert werden müsse. So viel Aktualität und Relevanz hatten die Schüler:innen nicht erwartet und lernten neue Seiten des gar nicht so trockenen Theaters kennen.

Al

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