Geschichtskurse beim Zeitzeugengespräch mit der Shoa-Überlebenden Eva Erben (27.01.2023)

Am 27.01.2023 fuhren die Geschichtskurse der Jahrgangsstufen 1 und 2 zu einem Zeitzeugengespräch mit der Shoa-Überlebenden Eva Erben nach Stuttgart. Die Veranstaltung wurde von dem SCORA-Projekt und der ICEJ organisiert. Zusammen mit knapp 2000 Schülerinnen und Schülern aus dem Stuttgarter Raum durften unsere OberstüflerInnen einem sehr eindrücklichen sowie emotionalen Gespräch zwischen Eva Erben und dem Moderator folgen.


Die Schülerin Fine Steger aus der J1 berichtet:

Unser Geschichtskurs wurde zu einem Zeitzeugengespräch am 27.02.23 in Stuttgart mit der Holocaustüberlebenden Eva Erben (92 Jahre) eingeladen. In diesem kurzen Bericht möchte ich einige meiner persönlichen Eindrücke schildern, und über Gedanken und Gefühle, welche in unserem Kurs aufkamen, berichten.

Als wir in der Liederhalle ankamen, war dort schon viel los. An diesem Tag waren um die 2000 Schüler vor Ort.
Nach einigem Warten ging es los mit einer Rede, Musikstücken und noch mehr Begrüßungsreden. Währenddessen wurden wir schon etwas ungeduldig, da alle wegen des eigentlichen Gesprächs gekommen waren. Die erste Überraschung gab es, als angekündigt wurde, dass Günther Jauch das Gespräch moderieren würde, da er mit Frau Erben seit einigen Jahren befreundet ist.
Eva Erben sah auf den ersten Blick sehr gewöhnlich aus. Vom Aussehen und Verhalten könnte keine Menschenseele auch nur erahnen, was diese Person erfahren musste. Sie war fröhlich und machte auch den ein oder anderen Witz, als über ihre Kindheit gesprochen wurde. Es herrschte zu dem Zeitpunkt eine entspannte, beinahe lockere Atmosphäre. Dies änderte sich schlagartig (zumindest bei mir), als Frau Erben von ihrer Ankunft im Vernichtungslager Ausschwitz erzählte. Noch nie hatte ich davon gehört, dass Kleinkinder und Babys bei lebendigem Leibe in einem Bus mit Benzin übergossen und verbrannt wurden, obwohl mir durch die Schule, Dokumentationen und Museumsbesuche die Gräueltaten in der NS-Zeit durchaus bekannt waren. Meine Mitschüler und ich konnten uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese freundliche und für ihr Alter sehr aktiv wirkende Frau solch einen Horror durchleben musste. Noch unwirklicher erscheint der Fakt, dass Eva Erben überlebte. Durch viele Zufälle und viel Glück (wie sie selbst es auch benannte) konnte sie schließlich von einem Ehepaar gerettet werden. Damit überlebte sie zusammen mit nur 75 der anfänglich tausend Menschen einen der sogenannten Todesmärsche. Für mich war dieses Gespräch unwirklich und einzigartig. Am gleichen Tag fand auch der Ski- und Snowboardtag unserer Schule statt, zu dem ich normalerweise sofort mitgegangen wäre. Ich bin froh, dass ich es nicht getan habe. Es gibt kaum noch Zeitzeugen. Es kann sein, dass Eva schon nächstes Jahr nicht mehr unter uns ist. Skifahren kann ich auch noch jedes andere Jahr. Ein solches Gespräch mitzuerleben ist einzigartig. Diese Frau hat mich mit ihren Worten daran erinnert, wie wertvoll das Leben ist, das laut ihr jeden Tag den glücklichsten Tag bereithält.


Ich schließe mit Frau Erbens Worten, die sie zum Schluss an uns richtete: „Freut euch am Leben und tut euch verlieben, denn die Liebe ist die beste Medizin.“

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